Stressfalle Home Office?

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Mit der Lieblingskaffeetasse in der Hand, in Jogginghose, unrasiert oder ungeschminkt in einen entspannten Homeoffice-Tag starten – klingt verlockend, oder? Keine stressigen Arbeitswege über verstopfte Straßen oder in überfüllten Bahnen. Die Arbeit von zuhause kann viele Vorteile haben. Gleichzeitig lauern jedoch in den eigenen vier Wänden einige Stressfallen. Überstunden, Schwierigkeiten beim Abschalten, Konflikte mit der Familie, wenig Zeit für sich – das sind häufige Stressoren, die in verschiedenen Studien aus der Arbeitsforschung bei Beschäftigten im Homeoffice beobachtet werden.

Gerade wenn man es noch nicht gewohnt ist über im Homeoffice zu arbeiten, passiert es schnell in eine dieser Fallen zu tappen. Was kann man tun, um dennoch die Vorteile der Arbeit von zuhause zu nutzen? Wenn du ein paar Vorkehrungen triffst und dir ein paar Strategien zurecht legst, wie du deine Berufswelt und dein Privatleben trennen kannst, hast du gute Chancen auf eine entspannte Homeoffice-Zeit. Auch wenn du ein erfahrener „Home Worker“ bist, ist mit Sicherheit die ein oder andere Idee dabei, wie du das Arbeiten in den eigenen vier Wänden noch stressfreier gestalten kannst.

DIE RICHTIGE PLANUNG FÜR DEIN HOMEOFFICE

Wir stellen dir nun die wichtigsten Strategien vor. Eines ist allen Tipps gemeinsam: Nur wenn du diese Strategien frühzeitig einplanst, können sie im entscheidenden Moment verhindern, dass du in die Stressfalle tappst.

RITUALE FÜR EINE GELUNGENE WORK-LIFE-TRANSITION

Warum?

Das Fehlen der räumlichen Distanz macht eine klare Trennung von Beruf und Freizeit deutlich schwerer. Die Arbeitswelt vermischt sich stärker mit dem Privatleben. Häufig gehen damit auch Einschränkungen in der Freizeit einher. Nicht nur weil meistens länger gearbeitet wird als im Büro, sondern auch weil gedankliches Umschalten nicht auf Knopfdruck funktioniert. Damit die Work-Life-Balance nicht völlig aus den Fugen gerät, bedarf es einer gelungenen Work-Life-Transition!

Was tun?

An erster Stelle steht die Empfehlung, wenn möglich einen separaten Raum oder zumindest einen halbwegs abgetrennten Bereich für die Arbeit einzurichten. So ist zumindest eine räumliche Trennung angedeutet. Du wirst sehen: allein diese Maßnahme hilft dir dabei, gedanklich etwas besser zwischen den zwei Lebensbereichen wechseln zu können. Natürlich solltest du dann diesen Platz in den Pausen und für alle privaten Angelegenheiten verlassen. Ebenso bedeutend ist der Effekt von sogenannten Work-Life-Transition-Ritualen.  Sie dienen dazu, den Übergang von den Arbeitsphasen in die Freizeitphasen ganz bewusst und klar zu gestalten. Damit gibst du deiner mentalen Steuerzentrale das Signal umzuschalten und abzuschalten. Je häufiger du dieses Ritual direkt nach Beendigung der Arbeit zelebrierst, desto besser funktioniert es.

Welches Ritual eignet sich, um den Schalter umzulegen? Suche dir etwas nach deinem Geschmack! Wichtig ist nur, dass du bei deinem Ritual versuchst, bewusst mit Arbeitsthemen abzuschließen.

Hier ein paar Beispiele:

  • dreimal tief durchatmen, wenn du den PC herunterfährst
  • eine kurze Schulter-Nacken-Yoga-Einheit
  • einmal um den Block laufen
  • ein bestimmtes Lied hören
  • die Kleidung wechseln
  • ….

Der Kreativität sind hierbei keine Grenzen gesetzt.

SCHUTZBLASEN UND ICH-ZEITEN

Warum?

Ist dir auch schon aufgefallen, dass es im Homeoffice schwerer fällt aufzuhören, wenn eine Aufgabe noch nicht beendet ist? Studien zufolge gelingt es „Home Workern“ oftmals nicht, ihre regulären Arbeitszeiten einzuhalten. Auch Pausen werden gerne vergessen oder fallen sehr viel kürzer aus. Überstunden und Erschöpfung sind damit vorprogrammiert. Besonders wenn dann noch familiäre Verpflichtungen ins Spiel kommen, fehlt die Zeit für sich selbst und für das Auftanken der Energiespeicher. Genießt bei dir die „Selbstfürsorge“ auch so wenig Priorität?

Was tun?

Wir empfehlen dir, an zwei Stellschrauben zu drehen, um auch im Homeoffice für ein gesundes Energiemanagement zu sorgen:

1. Setze dir fixe Arbeitszeiten und plane Pausen ein!

Diese Tricks helfen dir dabei:

  • Trage die Arbeits- und Pausenzeiten im Kalender ein und lasse dich mit einem Signalton daran erinnern.
  • Gestalte die Pausen bewusst. Du kannst zum Beispiel ein Telefonat mit Kollegen oder Freunden in der Mittagspause vereinbaren. Oder auch für die klassische Kaffee-Pause am Nachmittag. Wenn du lieber deine Ruhe hast, eignet sich auch eine kurze Bewegungsrunde optimal.
  • Denke auch an die kurzen Mini-Pausen! Denn inzwischen weiß man: Die menschliche Leistungsfähigkeit folgt einem Hoch-Tief-Rhythmus, bei dem die volle Leistungsfähigkeit und Konzentration nur für maximal 90 bis 120 Minuten möglich ist. Dann sehnen sich Körper und Geist nach Erholung. Wer die Signale (wie Gähnen, Hunger, innerer Unruhe, Konzentrationsschwierigkeiten, Bewegungsdrang) verdrängt, verringert seine Produktivität, arbeitet langsamer und macht Fehler! TIPP: Hole dir hier direkt den Mini-Pausen-Planer. Funktioniert ideal als Erinnerung, zum Beispiel als Desktophintergrund oder in ausgedruckter Form neben dem PC

2. Richte dir konkrete „Ich-Zeiten“ und „Wir-Zeiten“ ein!

Wie verbringst du die Zeit, die du normalerweise für den Arbeitsweg brauchst, wenn du von zuhause arbeitest? Diese Zeiträume stellen ideale Freiräume dar, wenn du sie entsprechend nutzt.

  • Plane dir jeden Tag eine „Ich-Zeit“ ein, in der du für alle anderen unerreichbar bist – und wenn es nur 20 Minuten sind! Wenn deine Kinder die Planung erschweren, gilt es flexibel zu reagieren, wenn sie gerade beschäftigt sind. Wie wirst du diese „Ich-Zeit“ für dich nutzen? (TIPP: Im Internet surfen und Nachrichten verfolgen ist keine besonders gut genutzte „Ich-Zeit“)
  • Wenn die üblichen Treffen an der Kaffeemaschine oder die Verabredung zum Mittagessen mit den Kollegen wegfallen, gibt es trotzdem die Möglichkeit gemeinsam Zeit zu verbringen und sich auszutauschen – wenn auch in digitaler Form.

KLARE VEREINBARUNGEN

Die Zusammenarbeit im Team ist nicht gerade leichter, wenn alle Kollegen an unterschiedlichen Orten sitzen und Meetings nur noch digital durchgeführt werden. Mitunter führt das zu dem Gefühl, stets erreichbar sein zu müssen und verursacht Unsicherheiten. Wenn du deine Erreichbarkeit und ebenso deine „Schutzblasen“ und Pausenzeiten transparent kommunizierst, profitierst du auf dreierlei Art:

  • Vorbeugen von Missverständnissen
  • Kein schlechtes Gewissen, wenn du in bestimmten Zeiträumen für Kollegen nicht erreichbar bist
  • Kollegen, Kunden oder Geschäftspartner stören nicht während deiner Pausenzeit und nach Feierabend.

Vielleicht brauchst du auch eine klare Vereinbarung mit dir selbst, wie zum Beispiel eine „No-mobile-zone-Regel“ für das Firmenhandy im Ess-/Wohnzimmer.

CHECKLISTE: DIE GRÖSSTEN STRESSFALLEN IM HOME OFFICE

  • Während der Mahlzeiten am Laptop sitzen
  • Pausen ausfallen lassen (auch Kaffee-Pausen)
  • Musik oder TV im Hintergrund
  • Undefinierte Arbeitszeiten
  • Fehlende Bewegungspausen
  • Fließender Übergang von Arbeit zu Privatleben ohne Rituale
  • Ständige Erreichbarkeit
  • Das Firmenhandy pausenlos griffbereit

Literaturnachweis

  1. https://www.eurofound.europa.eu/publications/report/2017/working-anytime-anywhere-the-effects-on-the-world-of-work
  2. https://www.boeckler.de/pdf/p_wsi_report_47_2019.pdf
  3. Die IAS-Studie: Die Deutsche Wirtschaft und die Digitalisierung | Gesundheitsmonitor der Bertelsmann- Stiftung (2016)
  4. Flexibilisierung, Erreichbarkeit und Entgrenzung in der Arbeitswelt (FLEXA) | Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (2015)